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Dein Untergang ...
 
|Erzählungen|

|Dein Untergang ...|


Der Aufstieg in höhere Sphären ...?

Das Wetter ist naß-kalt, eigentlich nicht dazu angetan etwas außerhalb von schützenden Mauern zu unternehmen. Nebel kriecht aus dem Tal die Hänge empor und verschluckt immer mehr Bäume in seiner wabernden Masse. Deine Schritte sind fest und zielgerichtet. Du spürst die Kälte nicht, die sich den Weg durch deine Bekleidung bahnt. Viel zu aufgeregt bist du. Aufgeregt vor dem ersten Treffen ... wird sie so sein wie du denkst? Einen seltsamen Treffpunkt hat sie sich schon ausgedacht, ... die Ruinen im Wald ... verfallen, teilweise überwuchert mit Pflanzen ... und dann noch dieses Wetter ... aber kein Gedanke könnte dich hindern, deinen Weg zu Ende zu gehen.

An der Weggabelung musst du kurz überlegen, doch es fällt dir schnell wieder ein, welchen Weg du als Kind oft gegangen bist. Damals hast du immer mit deinen Freunden in den Ruinen gespielt. Und das, obwohl deine Mutter es verboten hatte. Aber jetzt gehst du den Weg seit vielen Jahren wieder zum ersten Mal. Irgendwie vertraut und doch etwas fremd. Ob sie auch hier entlang gekommen ist? Oder ist sie noch nicht da? Deine Gedanken schweifen vom Weg ab ... du siehst ihr Bild vor Augen ... blaue Augen, der Blick hat dich vom ersten Moment gefesselt ... der rote Mund ... deine innere Unruhe wächst und du beschleunigst unbewusst deinen Schritt, willst dein Ziel erreichen.

Plötzlich ist der Weg zu Ende und du stehst auf der Lichtung die die Ruine umgibt. Etwas atemlos schaust du dich um. Nichts deutet auf ihre Anwesenheit hin. Du erinnerst dich, dass es im Innern der Ruine eine paar Steine gab die eine Art Bank bildeten und entschließt dich, dort zu warten. Kaum hast du den Weg ins Innere der Mauern gewählt, steigt dir ein Duft in die Nase, der eindeutig seinen Ursprung nicht im Wald hat. Angenehm, ja doch, - du schließt die Augen und atmest tief ein. Dieser Duft ist interessant. Aber noch interessanter wäre es, jetzt die Person endlich zu sehen, die diesen Duft verströmt. Langsam öffnen sich deine Augen in der Erwartung sie zu sehen, denn spüren, spüren kannst du ihre Anwesenheit schon. Aber vor deinen Augen entwickelt sich immer noch das gleiche Bild. Die Stelle an der du hofftest sie zu sehen, ist immer noch leer. Aber in dir ist immer noch das Gefühl ihrer Anwesenheit. Als Du Dich umdrehen willst spürst Du ihren Atem in deinem Nacken ... ein seidiges Tuch legt sich über deine Augen und verschließt sie wieder. Ihr Geruch steigt dir wieder in die Nase, intensiver als je zuvor ...

Ein Seufzer entschlüpft dir und du merkst nicht mal, dass es deiner war. Ein kleines Zuck geht durch deinen Körper, als du zum ersten Mal die Berührung ihres Fingers auf deiner Wange spürst. Hattest du einen Schlag erwartet, oder warum hast du gezuckt? Weich und zart streicht die Fingerkuppe über deine Haut. Malt mal hier und mal da deine Falten nach, so zärtlich fühlt es sich an, dass es schon schmerzt. Da ist es geradezu eine Erleichterung, als der Finger den Hals abwärts nicht mehr die Kuppe benutzt, sondern diesmal der Nagel einen keinen roten Strich auf die Haut malt. „aaarg“ wieder erklingt ein Ton aus deiner Kehle und obwohl nur deine Augen verbunden sind bewegst du dich nicht, stehst nur da und vergisst sogar zu atmen. Dafür spürst du ihren Atem auf deinem Gesicht. So nah, als ob sie dich jeden Moment küssen würde, aber die Berührung ihrer Lippen ... du wartest vergeblich und spürst, als es dir bewusst wird, wieder diesen bittersüßen Schmerz in der Magengegend. Der Schmerz der Sehnsucht, den sie schon öfter in dir entfacht hat ...

Deine Sinne arbeiten auf Hochtouren, bewegt sie sich? „Wird sie mich berühren?“ Wenige Sekunden sind nur vergangen, aber es kommt dir vor wie Stunden, die Zeit steht für dich still. Etwas kaltes legt sich um deinen Nacken. Du spürst Metall auf deiner Haut. Ein Druck und dir wird bewusst, dass sie möchte, dass du einen Schritt machst. Immer weiter treibt sie dich, Schritt um Schritt versuchst du auf dem unwegigen Gelände nicht die Balance zu verlieren. Als sie stehen bleibt rempelst du unweigerlich gegen sie und „Entschuldigung“ entschlüpft dir ohne dass du darüber nachgedacht hast. Du spürst zwei Hände auf deinen Schultern, eine rechts und eine links. Die Berührungspunkte fangen sofort Feuer und brennen, zumindest in deiner Empfindung. Sanfter Druck dreht Dich leicht um Deine Längsachse und danach noch ein paar unbeholfene Schritte rückwärts. Der Druck lässt abrupt nach, als du einen Widerstand im Rücken spürst. Das Metall an Deinem Hals wird bewegt, irgendwie um deinen Hals gezogen und nachdem alles wieder still und unbeweglich ist bemerkst du , dass sie dir eine Art Halsband angelegt hat. Aber nicht aus Ketten, sondern aus massivem Metall. Ein kurzer „klick“ ist zu hören und Du kannst den Kopf nicht mehr nach vorne beugen, auch eine Drehung verhindert das enganliegende Metall und beim Schlucken wird es auch jedes Mal ziemlich beengt um den Hals.

Dann ist Stille um Dich. Du spürst keine Bewegung von ihr, hörst keinen Atem und du bist allein. Einzig der Wind, den du nach einigen Minuten voller Anspannung spürst, streicht durch dein Haar und über deine Haut. Wo ist sie?
Warum nimmst du ihre Anwesenheit nicht mehr wahr? Ist sie gegangen und hat dich alleine zurückgelassen? Was soll das, was ist das für ein Spiel? Fragen über Fragen durchlaufen dein Hirn hinterlassen ein Echo ... du wirst unruhig, obwohl, ... was soll dir passieren? Sie hat dich in diese Lage gebracht. Sie, ein Engel, und Engel sind immer friedfertig, können niemandem Schaden zufügen ... Du versuchst diese Gedanken in den Vordergrund zu bekommen und die Fragen mit ihrem immer lauter werdenden Echo in den Hintergrund zu verdrängen ... wie gut hast du dich unter Kontrolle, wie lange schaffst du es, deine Panik nicht Oberhand gewinnen zu lassen ... sie ist weg. Sie kann dich nicht mehr beschützen ... Vielleicht war sie kein Engel ... denk mal darüber nach ...



Gewidmet: Nostra, der mich wie einst Dornröschen, aus meinem Schlaf erweckt hat


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